Als am vergangenen Montag um 24 Uhr das Transferfenster schloss und damit der Deadline Day ein Ende fand, erlebte der Fußball die zweite Winter-Transferperiode seit Ausbruch der Corona-Pandemie. Zwar meldete das RKI bereits im Januar 2020, dass mit dem neuartigen Sars-CoV-2 wohl länger zu rechnen sein wird, doch der internationale Fußball bekam vor allem die finanziellen Nebenwirkungen der Pandemie erst während dem nahezu europaweiten Lockdown im März 2020 zu spüren.
Nach Neustart mussten sich auch die Big Player der Top-Fünf Ligen neu aufstellen, da auch im heutigen kommerziellen Fußball nicht nur Werbung und Sponsoring die Haupteinnahmequellen aller Fußballclubs sind. Ohne Zuschauereinnahmen waren vor allem die deutschen Vereine nicht länger liquide. Tatsächlich mussten auch die ganz großen Namen wie Real Madrid umplanen. So spielten die Königlichen beispielsweise im Trainingsstadion, um Geld einzusparen, da der Betrieb des Estadio Santiago Bernabéu ohne Zuschauer schlichtweg ein Minusgeschäft gewesen wäre.
Hat Corona keine Auswirkungen mehr auf die großen Ligen?
Doch im Fußball geht es vor allem um Planung. Doch, wenn mit der Zuschauerproblematik eine der essenziellen Haupteinnahmequellen wegfiel, hast dies konsequenterweise Auswirkungen auf die Transferaktivitäten der Vereine. Wie die Pandemie finanziell auf die Ausgaben der wichtigen Ligen Europas bislang wirkte, zeigt sich vor allem in der Winter-Transferperiode.
In dieser agieren Vereine mehrheitlich vorsichtig und justieren nur nach, wenn einzelne Baustellen im Kader unter allen Umständen sofort verbessert werden müssen. Folglich bedeutet diese Herangehensweise gepaart mit den fehlenden Zuschauereinnahmen, dass weniger Geld im Umlauf sein müsste.
Doch stimmt diese Annahme, wenn der letzte Winter mit dem jetzigen Winter verglichen wird?
Serie A:
Als Dusan Vlahovic für 75 Mio. € im Januar von Florenz nach Juventus wechselte, staunten viele Sportdirektoren und Interessierte nicht schlecht. Auch in Italien gelten noch immer Zuschauerbeschränkungen. Doch, dass sich die Pandemie offenbar im Süden Europas dem Ende zuneigt, zeigt der Vergleich der beiden letzten Winter-Transferperioden.
So gaben die italienischen Vereine mehr als das Doppelte aus, als noch im Winter 2020. Noch im letzten Jahr hielten sich die Ausgaben und Einnahmen die Wage. Doch in diesem Winter wurden beide Seiten mit dreistelligen Millionenbeträgen ausgestattet. Die Serie A erwirtschaftete innerhalb der letzten beiden Winter-Transferperioden ein Transferminus von ganzen -45,91 Mio. Euro.
Premier League:
Mit Blick in die Premier League kann von Zuschauerbeschränkungen und die dadurch fehlenden Einnahmen, längst keine Rede mehr sein. Ohnehin erwirkt die Insel den Eindruck, dass die Pandemie vorbei sei. Gleiches zeigt sich in der Premier League. Zwar haben die 20 Vereine durch Investoren im Rücken, egal ob Pandemie oder nicht, Narrenfreiheit auf dem Transfermarkt, doch im letzten Jahr agierte selbst die rentabelste Liga der Welt vorsichtig.
So standen im letzten Winter noch Ausgaben von unter 100 Mio. Euro zu Buche, so sind es diesem Winter sagenhafte 335,42 Mio. Euro. Damit hat die Premier League mehr als das Dreifache ausgeben. Natürlich muss hier die Übernahme von Newcastle United berücksichtigt werden. Die Magpies wurden vom saudi-arabischen Staatsfonds aufgekauft und dürfen sich nun als reichster Verein der Welt bezeichnen. Allein Newcastle steuerte fast 100 Millionen Euro zum Winter-Gesamtbetrag der Premier League bei.
Bundesliga:
Erstmals seit langer Zeit dürfen ab sofort 10.000 Zuschauer in die deutschen Fußballstadien und ihre Mannschaft vor Ort unterstützen. Gleiches bedeutet, dass die Bundesliga noch immer stark mit den fehlenden Einnahmen aus den Ticketerlösen zu kämpfen hat. Dies spiegelte sich in den letzten beiden deutschen Winter-Transferperioden wider. Im letzten Jahr gaben die 18 Bundesligisten insgesamt nur 49,15 Millionen Euro aus.
Durchschnittlich kostete im letzten Januar ein Neuzugang eines Bundesligisten nur 2,7 Mio. €. Dass die Bundesligisten mit der Pandemie und der neuen Planung umzugehen wissen, bestätigte der jetzige Januar. In diesem Winter gab die Bundesliga nur knapp 13 Millionen Euro mehr aus. Wird Neuzugang Pepi vom FC Augsburg weggerechnet, gab die Bundesliga sogar weniger als letztes Jahr aus. Mit Ausgaben in Höhe von 63,30 Mio. € wirkt Corona noch immer auf die 18 Vereine.
Winter-Transferperiode Saison 2020/21:
Wettbewerb | Ausgaben in Mio. € | Einnahmen in Mio. € | Saldo in Mio. € |
Premier League | 96,74 | 27,21 | -69,53 |
Serie A | 85,16 | 82,11 | -3,04 |
Bundesliga | 49,15 | 9,65 | -39,50 |
Ligue 1 | 21,73 | 35,13 | +13,39 |
La Liga | 20,75 | 24,40 | +3,65 |
Winter-Transferperiode Saison 2021/22:
Wettbewerb | Ausgaben in Mio. € | Einnahmen in Mio. € | Saldo in Mio. € |
Premier League | 335,42 | 133,52 | -201,90 |
Serie A | 176,35 | 127,40 | -48,95 |
Bundesliga | 63,30 | 52,92 | -10,37 |
Ligue 1 | 68,92 | 99,40 | +30,48 |
La Liga | 78,15 | 17,90 | -60,25 |
Vergleich der beiden Winter-Transferperioden:
Wettbewerb | prozentuale Erhöhung zum Vorjahr | Mehrausgaben in Vergleich zum Vorjahr in Mio. € |
Premier League | 324,48 | 238,68 |
Serie A | 150,17 | 91,19 |
Bundesliga | 31,11 | 14,15 |
Ligue 1 | 69,13 | 47,19 |
La Liga | 16,21 | 57,4 |
Es zeigt sich deutlich, dass vor allem die Premier League und die Serie A die Corona-Pandemie finanziell wohl überstanden haben. England verdreifachte die Ausgaben im Vergleich zum Vorjahr, wohingegen Italien beinahe eine Verdopplung der Ausgaben gelang. Dass die Bundesliga weiterhin mit Vorsicht agiert, zeigen die Mehrausgaben von knapp über zehn Millionen Euro. In der Bundesliga traut sich aufgrund der Corona-Beschränkungen noch kein Verein den großen Coup auf dem Transfermarkt zu landen.
In Frankreich bessert sich die finanzielle Lage der 20 Vereine. Die Ligue 1 steigerte ihre Ausgaben auf knapp 70 Prozent. In Spanien kämpfen vor allem Real Madrid und der FC Barcelona noch immer mit den Langzeitfolgen der Pandemie. Da diese Riesen im Weltfußball absurde Summen an Spielergehälter jährlich auszahlen, fehlten die Zuschauereinnahmen ungemein. Diese spiegelten sich einmal in den Transferaktivitäten La Ligas wider.
So gab Spanien insgesamt nur knapp 16 Prozent mehr aus als im Vorjahr. Als Fazit lässt sich bilanzieren, dass alle Top-Fünf Spielklassen Europas einen finanziellen Umgang mit der Pandemie gefunden haben, der Mehrausgaben im Vergleich zum Vorjahr zulässt. Dazu zeigt die Premier League auf, dass umso mehr Zuschauer in die Stadien dürfen, desto mehr Einnahmen die Clubs verbuchen können. Wachsen die Zuschauerzahlen, wächst die Liquidität.