Sind Eins-Gegen-Eins-Spieler vom Aussterben bedroht?

REUTERS/Gonzalo Fuentes

Der Fußball hat sich in den letzten Jahren rasant weiterentwickelt. Es gibt Mannschaften, die besonderen Wert auf ihre Defensive legen und versuchen, durch Konter erfolgreich zu sein. Andere Teams sind es gewohnt den Ball in den eigenen Reihen zirkulieren zu lassen, um die gegnerische Mannschaft müde zu spielen. Wiederum andere bevorzugen es, dem Gegner den Ball zu überlassen, um mit einem hohen Pressing am generischen Sechzehner möglichst nahe am generischen Tor wieder in Ballbesitz zu kommen.

In den letzten Jahren wurde mit Sicherheit immer mehr Wert auf Taktik und ein kollektives Zusammenspiel gelegt. Spätestens nach dem Barcelona-Tiki-Taka, das Trainerlegende Pep Guardiola damals ins Leben gerufen hat, haben viele Mannschaften auf Kombinationsspiel gesetzt. Doch läuft der Fußball derzeit Gefahr, die Spieler, die für den Überraschungsmoment sorgen können, in ein enges Konzept zu drängen?

Was ist ein klassischer Eins-Gegen-Eins-Spieler?

Eins-Gegen-Eins-Spieler werden heutzutage immer seltener. Bereits in der Jugend wird viel auf Kombinationsspiel gesetzt und weniger auf das Eins-Gegen-Eins-Duell. Ein typisches Beispiel für einen Eins-Gegen-Eins-Spieler war früher Ronaldinho. Der technisch versierte Brasilianer ließ manchmal drei bis vier Gegenspieler stehen und sorgte mit seinen Aktionen für ein lautes Raunen im Stadion. Dieser Ausnahmekönner musste meistens gedoppelt oder gar dreifach gedeckt werden. Eins-Gegen-Eins-Spieler sind also Akteure, die ihre Stärken im Dribbling haben und mehrere Spieler der gegnerischen Mannschaft binden.

Fünf bekannte Eins-Gegen-Eins-Spieler

SpielernameVerein
Neymar JuniorParis St. Germain
Kylian Mbappe Paris St. Germain
Vinicius JuniorReal Madrid
Leroy SaneFC Bayern München
Sadio ManeFC Liverpool

Heutzutage gehört Neymar zu den bekanntesten Dribbelkönigen der Welt. Wir gehen davon aus, dass der Brasilianer deshalb einer der beliebtesten Fußballer aktuell ist. Mbappe ist ebenfalls ein klassischer Eins-Gegen-Eins-Spieler, der niemals von den gegnerischen Verteidigern aus dem Auge gelassen werden darf. Neben dem Franzosen könnte der junge Brasilianer Vinicius Junior demnächst einer der bekanntesten Dribbelkönige werden. Der gerade einmal 21-Jährige ist pfeilschnell und weiß mittlerweile, wie er seine Schnelligkeit bestens zu seinen Gunsten einsetzen kann. Wir glauben jedoch, dass diese Art von Spielern vom Aussterben bedroht ist. Aber warum werden immer weniger dribbelstarke Spieler in der Jugend gefördert?

Ein großer Grund für den Rückgang der klassischen Eins-Gegen-Eins-Spieler ist unserer Meinung nach, dass die herausragenden Spieler in der Jugend zumeist früh zu einem Profiverein wechseln und in den Jugendmannschaften bereits starre Systeme eingepflegt werden. Wohingegen die Ausnahmekönner auf dem Bolzplatz oder der Straße die Leidenschaft für das Eins-Gegen-Eins bestmöglich ausleben können. Deshalb wundert es kaum, dass die Nation Brasilien häufig die besten Eins-Gegen-Eins-Spieler in seinen Reihen hatte. In den südamerikanischen Ländern wie Brasilien wird von morgens bis spät in die Nacht hinein auf den Straßen oder am Strand Fußball gespielt.

Das Image eines Dribbelkönigs

Sehr häufig werden die dribbelstarken Spieler, wie Leroy Sane, Kylian Mbappe, Neymar Junior und Co. als arrogant bezeichnet. Viele Fans glauben, dass diese Spieler den persönlichen Erfolg über den der Mannschaft setzen. Wenn ein Spieler in ein Dribbling geht, ergeben sich aber häufig viel bessere Lücken und Möglichkeiten wie wenn er vergleichsweise den klassischen Querpass zu seinem Mitspieler spielen würde.

Durch ein erfolgreiches Dribbling entstehen völlig neue Spielsituationen, auf die das gegnerische Team zumeist nicht vorbereitet ist. Deshalb können Eins-Gegen-Eins-Spieler einen Spielstand von einer auf die andere Minute auf den Kopfstand stellen. Sie sind für jeden Gegner unberechenbar und machen häufig den berühmt berüchtigten ‚Unterschied‘ aus. Wir sind uns sicher, dass einige Fußballfans wegen Spielern wie Neymar Junior und Co. Woche für Woche den Fernseher einschalten. Deshalb glauben wir daran, dass der Fußball gut daran tun würde, mehr auf dribbelstarke Spieler zu setzen und diese in der Jugend zu fördern.