Mit dem torlosen 0:0 gegen Hertha BSC ist der VfL Wolfsburg am vergangenen Bundesliga-Spieltag schon zum siebten Mal in Folge sieglos geblieben. Auch wenn durch das Remis immerhin die Serie von sechs Niederlagen am Stück beendet wurde, gibt es bei den Wölfen kaum Grund zur Freude. Die Situation im Tabellenkeller wird immer bedrohlicher und nur weil die Qualität im Kader zweifellos vorhanden ist, heißt das noch lange nicht, dass der Champions League-Teilnehmer automatisch von einem Abstieg verschont bleibt.
Logischerweise gerät auch Florian Kohfeldt immer stärker in die Kritik. Nach seinem perfekten Einstand (drei Pflichtspiel-Siege in Folge) ging es in den letzten Wochen immer steiler bergab. Der schon jetzt umstrittene Trainer muss zeitnah Ergebnisse liefern, wenn er seinen Job mindestens bis zum Saisonende behalten will.
Doch was sind die Gründe für den extremen Absturz des VfL Wolfsburg? In der letzten Saison nur zwei der ersten 23 Spiele verloren, dazu keine Leistungsträger abgegeben, und plötzlich geht nichts mehr? Wir haben uns auf die Suche nach den Ursachen begeben, etliche Daten und Statistiken von dieser und der letzten Spielzeit verglichen und basierend auf den Ergebnissen ein paar Gründe ausfindig gemacht, wieso die Wölfe in dieser Spielzeit nicht an ihren Erfolg anknüpfen.
1. Die Wölfe sind das lauffaulste Team der Liga
2119,37 gelaufene Kilometern in 19 Spielen – der VfL Wolfsburg ist aktuell das lauffaulste Team der Bundesliga. Zum Vergleich: In der abgelaufenen Spielzeit haben die Wölfe zu diesem Zeitpunkt bereits 92 Kilometer mehr abgespult, was pro Spiel im Schnitt einen Unterschied von fast 5 Kilometern ausmacht!
Laufleistung | 2020/21 | 2021/22 |
---|---|---|
Gesamt nach 19 Spielen | 2212 km | 2119 km |
Ø pro Spiel | 116,4 km | 111,52 km |
Ø pro Spieler pro Spiel | 10,58 km | 10,13 km |
2. Vor dem Tor viel zu ineffektiv
Mit 17 Toren in 19 Spielen stellt der VfL Wolfsburg (zusammen mit dem VfL Bochum) hinter Schlusslicht Greuther Fürth die zweitschlechteste Offensive der Liga. Anders als bei den Aufsteigern liegt das in erster Linie aber nicht an zu wenig Torchancen, sondern an extremer Ineffektivität.
Der xG-Wert sagt aus, wie viele Tore angesichts der Qualität und Anzahl der Chancen hätten erwartet werden können. Da uns für die abgelaufene Spielzeit keine Daten vorliegen, wie hoch der xG-Wert nach exakt 19 Spielen gewesen ist, haben wir einen durchschnittlichen xG-Wert pro Spiel errechnet und diesen mit 19 multipliziert.
In dieser Saison liegt der xG-Wert des VfL Wolfsburg nach 19 Spielen bei 27,3. Erzielt wurden allerdings nur 17 Treffer – also rund zehn weniger als erwartet! Auch hier ist eine deutliche Verschlechterung zur Vorsaison zu erkennen!
In der abgelaufenen Spielzeit hatte der VfL – bei einem geschätzten xG-Wert von 27,66 nach 19 Spielen – zu diesem Zeitpunkt schon 30 Treffer auf dem Konto, womit der xG-Wert um fast drei Tore übertroffen wurde. Am Ende der Saison waren es bei einem xG-Wert von 49,5 sogar 57 Treffer – also fast acht mehr als erwartet.
2020/21 | 2021/22 | |
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Tore nach 19 Spielen | 30 | 17 |
xG-Wert nach 19 Spielen | ~ 27,66 | 27,3 |
Ø Tore pro Spiel | 1,57 | 0,89 |
xG-Wert Ø pro Spiel | 1,45 | 1,44 |
Differenz Tore – xG-Wert | +2,44 | -10,3 |
3. Das Pressing hat in jeder Hinsicht nachgelassen
Beim Thema Pressing hat dem VfL Wolfsburg in der abgelaufenen Spielzeit keine Mannschaft etwas vorgemacht. Mit 5830 Druckausübungen auf einen Gegner, der den Ball entweder führt, annimmt oder abgibt, lagen die Wölfe im ligaweiten Vergleich an der Spitze. Pro Spiel haben Weghorst & Co. den Gegner im Schnitt stolze 171,4-mal unter Stress gesetzt.
In der laufenden Saison ist der VfL nur noch Mittelmaß. 2966 Druckausübungen nach 19 Spielen bedeuten im ligaweiten Ranking lediglich Platz 10. Pro Spiel ergibt dies einen durchschnittlichen Wert von 156,10. Das sind rund 10 % weniger, was zwar wenig klingt, aber auf Dauer einen großen Unterschied macht.
Denn proportional dazu ist natürlich auch die Anzahl der Balleroberungen innerhalb von fünf Sekunden nach Druckausübung deutlich gesunken. 2020/21 waren es stolze 1939, im Schnitt 57 pro Spiel. In der laufenden Spielzeit sind es bisher nur 947 Balleroberungen nach Pressing, was einen durchschnittlichen Wert von 49,8 ergibt.
2020/21 | 2021/22 | |
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Ø Druckausübungen pro Spiel | 171,4 | 156,10 |
Ø Balleroberungen nach Druckausübung pro Spiel | 57 | 49,8 |
Ø benötigte Druckausübungen für eine Balleroberung | 3,006 | 3,13 |
Fazit: Hat der VfL die falschen Offensivspieler verpflichtet?
In der abgelaufenen Spielzeit hatte der VfL Wolfsburg ein festes Grundgerüst, das nahezu jede Woche gemeinsam auf dem Platz stand. Jeder Einzelne wusste genauestens, was in diesem pressingorientierten System seine Aufgabe ist.
Die im Sommer getätigten Transfers passen eher nicht in dieses Anforderungsprofil. Dodi Lukebakio fiel schon in seiner Zeit bei Hertha BSC durch seine Lustlosigkeit auf und auch Maximilian Philipp und Luca Waldschmidt werden eher für ihre Fähigkeiten mit und nicht gegen den Ball gefürchtet. In Kombination mit der mangelnden Chancenverwertung kommt am Ende genau das bei raus, was beim VfL momentan zu beobachten ist – eine brutale Ergebniskrise.
Wir dürfen gespannt sein, welche Schlüsse die Verantwortlichen aus den letzten Wochen ziehen und mit welcher Art und Weise in Wolfsburg dann versucht wird, das Ruder wieder rumzureißen.